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Samstag, 16. April 2011

Von gestern über heute zum morgen

Leben bedeutet immer Veränderung und Verlust.

Vergangenes kann nicht zurück geholt werden. Augenblicke sind an uns vorbeigezogen, Menschen haben sich verändert und Orte sind verschwunden.
Nichts ist mehr so wie es einst war und selbst die Erinnerungen verblassen. Ist es das was erwachsen werden bedeutet? Sich abfinden mit dem Vergangenem? Zu begreifen das nichts mehr so ist wie es einst war?

Je älter ich werde, umso schneller scheint die Zeit zu vergehen und um mich herum verändert sich alles so rasant dass man kaum mitkommt. Wir sind alle Teil dieses Wechsels, wir machen ihn nicht nur mit sondern bewirken ihn auch noch. Es ist auch ganz gut so. Und doch blicke ich mit Wehmut auf das Gewesene. Auf Dinge die ich nicht mehr anfassen kann, Gerüche die jetzt anders sind und Stimmungen die so weit weg scheinen wie der Mars von der Erde.
Plätze der Kindheit sind verschwunden. Orte an die man nicht mehr kommen kann.

Doch will man das überhaupt?
Oder würde einem erst dort noch mehr bewusst werden, wie vergänglich man ist und was man so schnell verloren hat. Könnte man sich konfrontieren damit? Kann man akzeptieren, dass, egal was noch kommen wird, man Augenblicke leichtmütig verschenkt hat?

Ich bereue nichts was ich je in meinem Leben gemacht habe. Ganz im Gegenteil, es hat mich zu dem gemacht was ich bin, es hat mir eine Stärke und auch meine Macken gegeben. Und doch blickt man hin und wieder in Wehmut zurück. Nicht auf das was man ändern würde, sondern auf das was unverändert bleiben soll. Für immer.
Auch wenn ich heute versuche jeden Moment voll zu genießen, es gelingt mir nicht auf die unendlich langen Momente meiner Kindheit zu kommen. Zeit ist relativ. Und diese Zeit verbringt man inzwischen mit arbeiten, warten, rumgammeln oder sich krampfhaft erholen und amüsieren.

Unsere Köpfe sind gefüllt mit Akten und Terminen. Und selbst das Vergnügen wird zu einem Pflichtprogramm das nur unter bestimmten Zeitvorgaben geht.
Es gab Zeiten, da hat am nicht an später gedacht. Es gab nur den aktuellen Augenblick.

Oder ist auch das nur eine verklärte Erinnerung. Kam es einem nur so vor als wäre die Welt unendlich und man selbst unsterblich?

Und was ist nun, man wird sich seines baldigen Endes bewusst und hetzt noch schnell allem hinterher was man schon immer erleben wollte. Immer mit der Erwartung, sich noch einmal so zu fühlen wie damals. Doch dazu müsste man den Knopf im Kopf ausstellen, der Erkenntnis heißt. Kinder sind frei und unbedarft, sie realisieren nicht das morgen.

Aber es ändert nichts, wir werden alt und egal wie sehr man sich es wünscht, das Feeling von damals bekommt man nicht zurück.
Man wird sich nie wieder so frei und stark fühlen. Und nicht so einsam und verlassen. Jedes Gefühl ist nur ein Abklatsch vom 1. Erleben.

Und das wiederum ruft diese innere Einsamkeit hervor.
Warum ist man so versessen darauf Dinge nochmal zu erleben? Weil man weiß dass man es nicht gewürdigt und Momente verschenkt hat?
Oder weil man doch nicht akzeptieren will was geworden ist?
Die Welt dreht sich weiter, Leben enden und werden neu geboren, Welten entstehen und vergehen. Wir sind Teil der Geschichte, manchmal am Rand, manchmal mittendrin. Wir erleben Freude und Leid, sehen Kriege und Katastrophen fühlen Verluste und kämpfen für Überzeugungen. Und doch sind wir verfangen in dem Konstrukt unser Selbst.

Jeder geht seinen Weg, erlebt alles mehr oder weniger bewusst, und ist von allem Teil, von dir genauso wie von mir.
Und jede Erinnerung wird mehr und mehr zu einem Schatten je mehr wir uns davon weg bewegen. Es ist nicht nur die Angst, das Gewesene verloren zu haben, sondern auch die tief verborgene Gewissheit, dass das Jetzt irgendwann auch in diesen nebligen Gefilden verschwinden wird. Deswegen fühlen wir uns nicht mehr so wie früher. Weil wir jede Sekunde für die Ewigkeit bewahren wollen, sie aufsaugen, in Fotos, Bilder und Erinnerungsstücke packen damit sie nie mehr verloren gehen. Bewahrt für die staubige Ewigkeit.

Doch ein paar Wochen später liegt auch davon der meiste Teil auf der staubigen Müllkippe unserer Existenz. Und der kleine Rest den wir bewahrt haben wird verklärt zu Ereignissen die es nie gab.

Stilisiert zu einem persönlichen Mythos der, falls wir ihn noch einmal erleben könnten, nur fad und schlecht erscheinen würde.
Wie viele unserer Erinnerungen sind „real“. Wie viel davon hat wirklich zu 100% so stattgefunden?
Wir reisen von einer „falschen“ Vergangenheit durch eine gehetzte Gegenwart in eine unbekannte Zukunft.

Was einen erwartet ist ungewiss, doch vielleicht sollte man öfters einmal etwas mehr Kind sein. Den Moment genießen so wie er ist, dieVergangenheit ruhen lassen und die Zukunft ignorieren. Einfach man selbst sein und auf den Rest der Welt scheißen!

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