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Samstag, 16. April 2011

Beobachtungen

Nun, da ich schon ein paar Tage in meiner Neuen Bleibe bin, muss ich sagen ich hab ne Super Wohnung erwischt, hier ist immer was los und auch die Lage zeichnet sich dadurch aus, dass man menschliche Abgründe beobachten Kann. Während ich noch das Glück habe, an der äußeren Grenzen eines jungen und normalen Stadtteiles zu leben, hätte mich auf der anderen Seite der Karl-Heine ein schlimmeres Schicksal erwischt. Denn Mittig durch die Straße verläuft eine unsichtbare und doch deutlich spürbare Grenze, zu einer anderen, viel schlimmeren Welt. Der Twilight-Zone.. auch genannt Lindenau.
Alles was hinter dieser Grenze lauert ist das pure und unfassbare Grauen menschlicher Existenz.
Verglichen mit Pößneck können da nicht mal all unsere Giselas, Kusches und Fossis inkl Familie Bräutigam mithalten! Gegen das hier sind unsere Berufstrinker noch Anständige und Wohlerzogene Mitglieder der Gesellschaft.

Nicht nur, dass es hier die Absurdität von 2 Postleitzahlen für diese Straße gibt (jede Seite hat ne Andere!), nein, auch hat man bei dem Gegenüber liegendem Viertel auch das Gefühl, dort hätten 90% aller privaten TV-Sender gemeinschaftlich ein hochgeheimes Boot- und Recrutierungscamp für „Darsteller“ diverser TV-Formate gefunden.
Seit ich hier wohne weiß ich endlich woher der nicht enden wollende Strom von Jacquelines, Karstens, Sandras und Stefans kommt, welche gern leicht verstört, sowie völlig zahnlos und in der Neuesten Mode von 1985 gekleidet, sich bei Bärbel Schäfer&Co nachmittags um 2 die Köpfe einhauen und dabei ihr Repertoire aller Schimpfworte und deren Variationen in schönsten Dialekt herunterrasseln.

Für die Supernanny wurde hier auch schon genug Nachschub gezüchtet, die kann hier arbeiten bis sie in Rente geht. Am Besten fängt sie bei der Familie in der 2. Nebenstraße an, wenn da nicht bald was passiert gibt’s da entweder bald wieder n Grund Ballerspiele verbieten zu wollen, oder RTL hat Glück und sie bekommen das Kiddy dann doch noch zu „Teenager außer Rand und Band“ . Mal sehen, ich glaub beides wird lustig. Besagte Familie hat zumindest vor paar Tagen schon mal für den Fernsehauftritt geübt, indem der ca 11 jährigen Sohn zusammen mit seinem kleineren Bruder draußen auf der Straße spielen wollte. Auch die 2 wollten mal die Sonne sehen. Dass passte aber Mami nicht, der Strom für den Fernseher soll ja nicht sinnlos laufen, das rechnet sich nur wenn mindestens 3 Mann gleichzeitig davor sitzen, ansonsten reicht’s nicht mehr für den Wodka heut Mittag. Also Mutti rannte hinter den Kids her, bekam dann auch den Großen am Arm zu fassen und versuchte ihn irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Was glaube ich kontraproduktiv in dieser Situation war, ist die Tatsache dass die Mutti sich ihres umfangreichen Wortschatzes bewusst wurde und diesen auch gleich lautstark einsetzte. Obwohl einige Silben wegen fehlender Zähne etwas seltsam heraus kamen, konnte man doch den Sinn der einzelnen Passagen verstehen und diese fassten sich wie folgt zusammen:“ Ich zieh dir das Fell über die Ohren, du verlauster Bengl, du brauchst mal ne ordentliche Tracht Prügel“ ( In Anbetracht des Jugendschutzes habe ich mir vorbehalten die Passagen zu verändern und in eine harmlose Form zu bringen). Auch wurde ausgiebig die Abstammung des Kindes erörtert, was aber eher ein Schuss ins eigene Tor war, zumindest stellte sie damit öffentlich klar, dass es mindestens 3 Vaterschaftstest gegeben habe muss und bis heut nicht sicher ist, ob der Vater nicht auch gleichzeitig der Bruder ist. Nun ja, der Kleinere war so verschreckt das er postwendend durch das Fenster der heimischen Eckkneipe, ich meine Erdgeschosswohnung, kletterte. Irgendwann wurde es auch dem anderen zu blöd und er lies sich alle 2 m fallen, worauf seine Mutter ihn ziehend Richtung Haus schleppte. Hat aber den Vorteil dass sie diese Woche keine Hausordnung mehr machen brauchen- sauber ist es jetzt schon, der Wischmob muss auch nicht ausgepackt werden und Löcher in den Klamotten sind eh wieder Mode.

Nur eine Seitenstraße hat der Wahnsinn einen Namen, Andres Imbiss. Eine wunderbare und städtisch wertvolle Einrichtung da man dort 365 Tage im Jahr alle Wichtigen(Alk, Kippen) und Unwichtigen(Essen, Seife, Deo und Klopapier)Dinge im Leben eines Linenauers kaufen kann und wo sich zudem noch die Lindenauer Prominenz trifft, um, verteilt über den Tag zu demonstrieren, welche Stadien des Suffes es gibt. Das hat aber auch was Gutes für mich, denn wenn ich sonntags früh gegen 8 Uhr Beutel mit leeren Flaschen klimpern höre, weiß ich dass ich Brötchen holen kann, Die Lokälität wurde soeben geöffnet!
Obwohl ich in letzter Zeit nicht so recht weiß ob ich dahin darf, denn es scheint als hätte hier in der Nähe ein Sanitätshaus Ausverkauf gehabt oder im Krankenhaus gab’s ne Rabattaktion: Wer sich selbst behandeln lässt bekommt den Kumpel für die Hälfte des Preises eingegipst. Auf jeden Fall ist hier jeder dritte momentan gehtechnisch eingeschränkt und es herrscht ein allgemeiner Humpel- und Krückenzwang.
So stand vergangene Woche Herr Rechtes-Knie-Kaputt mit Herrn linkes-Bein-Steif vorm Imbiss und sie kamen bei einem guten Tropfen erst einmal wieder zu Kräften, als von hinten Frau Knöchel-in-Gips mit einem morgendlichen, elanvollem „Du schuldest mir noch ein Bier!“ die beiden anderen begrüßte. Linkes-Bein-Steif wendete sich beschämt Richtung Straße zu, stützte sich auf seine Gehhilfe und versuchte nun gekonnt in hohem Bogen sich in Richtung gegenüberliegenden Bürgersteig zu erleichtern während Knöchel-in-Gips mit ihm zu reden versuchte. Aber es ist Mitte des Monats und da braucht man die Kohle für den eigenen Rausch. Er drückte ihr sein halbvolles Bier in die Hand und versuchte dann sein Geschlechtsteil wieder zu verpacken, was wegen fehlender Koordination nicht so recht klappte. Entweder hat ihm dann mal jemand geholfen oder er hat jetzt n Sonnenbrand.

Was einzigartig ist und schon allein deswegen lohnt sich jede Studienreise hier her, ist die Tatsache dass man hier so herrlich gepflegte Konversationen von sehr wortgewanden Menschen verfolgen kann. Eine wunderbares Beispiel ist die junge Frau die vor 3 Tagen mit ihrem Neuen auf den Ex-Freund getroffen ist. Dieser musste erstmals mit dem Wurf seiner Bierflasche ihre Aufmerksamkeit erringen. Gleichzeitig lobte er ihren Geschmack bei Männern: „Was willst du denn mit dem Wixer?“ und erklärte warum er damals mit ihr zusammen war:“ Du dreckige Nutte!“.Was sie veranlasste, sich an seine gute Bildung und Körperhygiene zu erinnern:“ Du dämlicher Wixer! Halt dein dreckiges Maul!“ Im Anschluss wurden die beidseitig sehr innig erscheinenden Familienverhältnisse erörtert und wer seiner Mutter näher steht:“ Fick deine Mutter!“, „Nein, du fickst deine Mutter!“, „Du Vieh wirst eh nicht mal von deiner eigenen Mutter gefickt!“ und „Fick du doch deine Mutter gleich doppelt!“. Der Arme Vater, der hat die Arschkarte. Der wird von keinem gefickt.
Wer nun am Ende wessen Mutter ist, oder welcher Vater nun begattet wurde weiß ich nicht, ich bin dann heim, weil ich keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung für dieses Krisengebiet habe und man mit der hereinbrechenden Nacht noch schlimmere Gestalten erwachen sieht.
Im Endeffekt braucht man hier keinen Fernseher mehr. Big Brother ist dagegen Teletubbie-Format und man betet jedes Mal beim Verlassen dieses wunderbaren Viertels nur um eins:“ HERR LASS HIRN VOM HIMMEL FALLEN! (Oder mach mich wenigstens n Zaun drum rum, dann sieht’s keiner!)“


Übrigens, da wir gerade bei unserem Herrn im Himmel sind, ich hab Gott gefunden!! Halleluja!!!
Im Internet!
Bei Myspace.
http://www.myspace.com/god_official_myspace
Nun ist der Fortschritt auch da angekommen. Aber laut seines Profils ist er 101 Jahre alt und wohnt in Honolulu auf Hawaii. Höchstwahrscheinlich hatte sich die Telekom geweigert einen Anschluss in den Himmel zu legen. Wer will schon erst da hoch steigen, dann in den Keller gehen müssen und dann wieder da rauf um sehen ob alles funktioniert?

Sei es drum, zum Papst in den Vatikan wär ich aber auch nicht gezogen. Erstens sind Männer-WGs scheiße und zweitens schreiben die einem immer vor welche Wunder und Taten man vollbracht haben soll und behandeln einen wie Eigentum.
In diesem Sinne stellen wir uns doch einfach vor, wie ein Hula-tanzenden Herrgott mit Surfbrett und Baströckchen am Strand von Hawaii den Mädels hinterher guckt…..

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